Ich glaube vom vergangenen Jahr hat fast jeder schon einmal gesagt „Gut, dass es endlich vorbei ist!“. Ich auch. Aber wie macht man weiter, wenn man absolut nicht weiß, was passieren wird? Pessimisten würden jetzt sagen „Indem man mit dem schlimmsten rechnet!“ und das ist gar kein grundsätzlich schlechter Gedanke – solange wir uns von ihm nicht fesseln lassen.
Ich formulier‘ das mal um: Wir rechnen nicht mit „dem schlimmsten“, sondern mit dem, was uns die größtmögliche Entwicklung abverlangt. Letztes Jahr standen wir alle paralysiert und mit geschockt offenem Mund da. Das war auch okay, denn was für ein Jahr war das bitte? Aber jetzt wird es Zeit, zu handeln!
But first… Inventur
Inventur, Bestandsaufnahme wie auch immer. Mir fällt es jedenfalls echt schwer, diesem 2020 etwas positives abzugewinnen. Dabei ist das zumindest in meinem Fall wirklich Quatsch. Aber dass es unserem Hirn leichter fällt, Untergangsszenarien zu verarbeiten, darüber habe ich ja hier schon mal geschrieben. Dabei war in 2020 auch beruflich für mich wirklich viel Gutes dabei.
Ich war im HR-Heimspiel zu Gast und habe 10 Ausgaben Fußball-Liebe-Magazin herausgebracht. Ich habe hier über Depression im Profifußball geschrieben, hier über kulturelle Erwartungen an einen Spieler und hier über Fußball und Inklusion. Ich durfte hier die großartige Mara Pfeiffer zum Zusammenspiel von Vereinen und Fans interviewen und zuletzt einen Gastartikel zum Thema Zuversicht für Eintracht Frankfurt schreiben.
Auf den ersten Blick ist der gemeinsame Nenner hier der Fußball. Aber mein gemeinsamer Nenner und das, was ich für 2021 mitnehme, sind Werte. Ich habe für mich gelernt, dass es mir wichtig ist, nicht den einfachen, offensichtlichen Weg zu gehen. Nicht die erstbeste Story zu machen, nur weil sie Klicks verspricht. Mir Freude und Konstruktivität zu erkämpfen, wo es geht. Und im (Sport-) Journalismus Werte hochzuhalten, die eine achtsame und wertschätzende Berichterstattung fördern.
Wie machen wir also weiter?
Keine Angst, ich habe nicht den Pluralis Majestatis für mich entdeckt. Ich meine, wie machen wir als Journalist*innen weiter, mit dieser Coronakrise aber auch ganz allgemein? Ganz praktisch sicher mit mehr digitalen und interaktiven Angeboten. Wir müssen endlich WIRKLICH in den Dialog mit Leser*innen gehen. Ankommen, im digitalen Zeitalter mit allem, was das mit sich bringt. (Ja, dazu gehört auch, sich mit dem Gendern auseinanderzusetzen.)
Aber auch von innen wird der Journalismus sich entwickeln müssen. Weg von dem, was wir „immer schon so machen“ und rein in 2021.
Mein ganz persönliches Manifest für 2021 sieht so aus:
- Achtsamkeit! Für mich selbst und alle, mit denen ich arbeite ein angenehmes Umfeld schaffen.
- Zuhören statt reden! Betroffenen eine Stimme geben, wo es geht.
- Diversität! Sie wird nicht von alleine kommen, wir müssen sie einfordern.
- Konstruktivität! Sinnvolle Geschichten statt Egopusherei.
- Freude! Düstere Prophezeiungen und Untergangsszenarien helfen echt keinem weiter.
Diese Werte haben sich über das vergangene Jahr mehr und mehr in mir gefestigt und ich denke, meine Arbeit wird sehr von ihnen profitieren. Sicher ist nicht immer jeder Punkt umsetzbar. Als Journalist*in muss man auch mal düstere Dinge schreiben, über die sich niemand freut. Aber diese Liste immer im Hinterkopf zu haben und nach Möglichkeiten zu suchen, eröffnet Perspektiven.
Für mich und ich glaube auch für den Journalismus der Zukunft.
Wie siehst du das?
Wie siehst du unsere Arbeit in 2021? Business as usual oder wird es auch für dich Zeit für Veränderungen? Lass‘ uns in den Kommentaren darüber sprechen!